Läßt sich die Privatheit der Daten mit SmartPhone-Nutzung vereinbaren?

Ein einfacher Vorschlag, wie Asymmetrie auch hier helfen kann.

Die physikalische Asymmetrie ist die sicherste Vorgehensweise. Ich berichte hier von einem
Selbstversuch, die Telefoniefunktion vom SmartPhone auszulagern-auf ein gewöhnliches
Vor-SmartPhone Mobiltelefon.
Das SmartPhone dient dann dabei für all die Apps, wie für Navigation, Browsen, Chat usw.
Asymmetrie bedeutet hier also, die Telefonie physikalisch getrennt von den übrigen SmartPhone-Funktionen
zu halten. Warum? :

1. Da SmartPhones die aus Datenschutzsicht unsichersten Geräte sind (Tablets ebenso), vermeidet man so,
daß die datensammelnden Apps an unsere Kontakte herankommen. Die Kontaktliste gehört zu den
sensibelsten personenbezogenen Daten überhaupt.

2. Die Ortungsmöglichkeiten sind nun geringer, da man das SmartPhone nun wegen der Erreichbarkeit
über das klassische Handy nicht mehr ständig eingeschaltet haben muß.

3. Die Menge an allgemeinen, gesammelten Daten durch den SmartPhone-Hersteller und die App-Hersteller
wird dadurch ganz deutlich reduziert, ebenfalls, weil man nun das SmartPhone nicht mehr ständig
eingeschaltet halten muß.

4. Da das SmartPhone nun überwiegend ausgeschaltet sein kann, spart man ganz erheblich an Ladeaufwand.
Daraus folgt sowohl ein deutlicher Stromspareffekt, als auch ein wesentlich länger durchhaltender Akku.

5. Zwei Geräte sind sicherer als eines: Sollte mal eines ausfallen, hat man zur Not noch ein zweites Gerät.

6. Dadurch, daß man nun im SmartPhone keine SIM Karte mehr braucht (zum Internetzugang des SmartPhones s.u.),
kann man die Personifizierung der vom SmartPhone und den Apps ständig über uns gesammelten Daten
verhindern. Wir können also anonym bleiben.

Die tägliche Benutzung sieht dann wie folgt aus: Während man das SmartPhone nur bei Bedarf einschaltet,
hält man das Nicht-SmartPhone (z.B. ein einfaches "Nokia", "Handy" im Weiteren, klein und handlich) ständig
eingeschaltet, um erreichbar zu sein.
Nur im Handy befinden sich ein oder zwei SIM-Karten.
Da die Apps auf dem SmartPhone aber meistens eine Verbindung ins Internet benötigen,
aber im SmartPhone nunmehr keine SIM Karte ist, gehen wir entweder über eine WLAN-Verbindung von Zuhause oder
auch unterwegs ins Internet.
Sollte keine WLAN Verbindung bestehen, haben wir einen Minirouter für WLAN mit SIM Karte bei uns.
Dieser Minirouter ist sehr klein und leicht und muß ebenfalls nur bei Bedarf eingeschaltet werden.

Resultat des Selbstversuchs

Der einzige wirkliche Nachteil, den ich bei dieser asymmetrischen Handynutzung feststellen konnte,
ist, daß ich zumindest bisher keinen Weg finden konnte, das SmartPhone ohne SIM Karte völlig freizuschalten.

Denn ohne eingesetzte SIM Karte und auf rein anonymem Wege (anonyme email usw) ließ sich keine
Nutzer-ID einrichten. Ohne Nutzer-ID aber lassen sich lediglich einige vorinstallierte Applikationen benutzen.
Das ist sehr bedauerlich, der Kunde wird zwar darauf hingewiesen, sich dem Handyhersteller gegenüber zu
identifizieren, oder aber alternativ das Gerät zurückzugeben, oder sich mit der Einschränkung des Betriebs
abzufinden. Die Identifikation findet spätestens mit der Bekanntgabe der Telefonnummer statt.
Wenn diese persönliche Identifizierung zumindest ein einziges Mal stattgefunden hat, kann der Hersteller
alle in Zukunft noch gesammelten Daten dieser Person zuordnen.
Es werden auch Identifikationsnummern (sog. Werbe ID's) angelegt.

Ich kann keine Gründe erkennen, warum der Hersteller eines SmartPhones die täglich damit gesammelten Daten
dem Eigentümer des SmartPhones zuordnen können muß.
Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, daß SmartPhones bei durchschnittlicher, täglicher Nutzung
zwischen 80 und 160 Megabytes an Daten pro SmartPhone erfassen, mit immer genauer werdender Ortung, etwa auf die Etage genau.
Würden diese Daten nicht Personen zugeordnet werden können, so wäre dies nicht ganz so dramatisch.

Ein weiterer, aus meiner persönlichen Erfahrung mit der asymmetrischen Telefonnutzung sich ergebender kleinerer Nachteil ist,
daß zumindest unterwegs zwei oder drei statt einem Gerät mitgeführt werden müssen.
Zu Hause oder an anderen stationären Orten kann ja ein WLAN genutzt werden, ein mobiler LTE-Router ist dann
nicht nötig.

Insgesamt wäre ein einzelnes Gerät wünschenswert, aber um jedweden Datenmißbrauch auszuschließen,
müßte die Asymmetrie im Gerät selbst liegen, siehe dazu auch AKE .

Der Aufwand der hier getesteten Methode erscheint zwar hoch zu sein; bei Personen, die unter erhöhtem Risiko leben,
dürfte sich der Aufwand aber lohnen.
Insbesondere, wenn man bedenkt, daß das tägliche Sammeln von verschiedensten Daten über uns
ein hohes, langfristiges Risiko darstellt: Selbst wenn jemand heute noch nicht daran denkt, sich in Zukunft z.B. politisch zu
betätigen, können die heute über eine Person gesammelten Daten später für die Manipulation von
Entscheidungsträgern eingesetzt werden.

Eine derartige globale Datensammlung, deren Umfang stetig steigt, hat es so jedenfalls noch nie gegeben.
Dies kann und mit ziemlicher Sicherheit wird, enorm negativen Einfluß auf die politische Ordnung vieler Länder haben.

Wissen ist Macht, dieser Satz traf wohl noch nie so zu, wie heute.